Im Mai 2018 jährt sich zum fünfzigsten Mal der Geburtstag der „aus heutiger Sicht markantesten Free-Jazz-Einspielung“ (F. Klopotek), die – wie auch der emeritierte Giessener Professor für Musikwissenschaft Ekkehard Jost konstatiert – als die „erste wirklich europäische Plattenproduktion der Jazzgeschichte“ angesehen werden muss. – Zweifellos die mit Abstand bedeutendste und weltweit bekannteste in Bremen produzierte Jazzaufnahme.
Die Rede ist von Peter Brötzmanns selbst produzierten und zunächst im Eigenverlag vertriebenen Free Jazz-Meilenstein Machine Gun, mit dem der Newcomer aus Wuppertal nicht nur „Unsterblichkeit erlangt“ (F. Klopotek) hat, sondern der ihn auch 1968 „schlagartig“ einem „größeren Publikum“ (B. Noglik) weit über die Jazzszene hinaus bekannt gemacht hat. Eingespielt wurde die Machine Gun von einem Oktett bestehend aus den damals „prägenden Vertretern im Bereich des neuen Jazz und der Improvisierten Musik in Europa“ (Ken Vandermark) im sogenannten Pariser Mai 1968 im damaligen gegenkulturellen Bremer Kellerlokal Lila Eule, das wie auch andere Kellerlokale in den Sechzigern einen „Schmelztiegel für unkonventionelle Stile und unkonventionelles Gedankengut“ (D. Siegfried) repräsentierte. Der Machine Gun kommt insofern auch hinsichtlich der sozialen wie auch der musikalischen Entwicklung nicht nur der westdeutschen, sondern auch der europäischen Avantgarde- und Free Jazz- Szene eine exponierte Bedeutung zu.
Zum fünfzigsten Geburtstag der Machine Gun im Mai 2018 soll mit einem Konzert in der Lila Eule, dem historischen Entstehungsort der Machine Gun-LP, die damalige Einspielung des Peter Brötzmann Oktetts gewürdigt und mit einer interdisziplinären und intermedialen zum Thema hinführenden Veranstaltungsreihe im Vorfeld des Konzerts auf die Bedeutungskontexte der Machine Gun und auf die damalige Situation in Bremen fokussiert, Interesse für musikalische Traditionslinien abseits vom Mainstream und kommerzieller Verwertbarkeit geweckt und Anregungen hinsichtlich einer zukünftigen Reflektion über die gesellschaftliche Verantwortung künstlerischen Schaffens sowie der eigenen Musikrezeption gegeben werden. Und natürlich soll die einmalige Gelegenheit genutzt werden, der bremischen Öffentlichkeit einen Live-Auftritt der bedeutenden Musiker in einer historischen Konstellation zu ermöglichen.
Aufgrund des historischen Charakters der Veranstaltung hat der radikale Wegbereiter des europäischen Jazz und zu den weltweit bedeutendsten Exponenten der improvisierten Musik zählende Wuppertaler Saxofonist und Klarinettist ein Trio mit zwei weiteren Pionieren des europäischen Free Jazz zusammengestellt: dem Berliner Pianisten, Komponisten und Free Jazz-Bandleader (Globe Unity Orchestra) Alexander von Schlippenbach und dem holländischen Schlagzeuger und Multiinstrumentalisten Han Bennink, der bereits vor 50 Jahren bei den Aufnahmen in der Lila Eule am Schlagzeug saß. Alle drei Musiker wurden nicht nur mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, sondern ihre jazzmusikalischen Karrieren reichen bis zu den frühesten eigenständigen, antiepigonalen europäischen Jazz-Formationen und Einspielungen zurück.
Die Veranstaltungsreihe und das Konzert werden von einem Netzwerk bestehend aus Bremer Kulturakteuren und Kulturinstitutionen – wie u.a. dem Focke-Museum, dem City 46 / Kommunalkino Bremen e.V., dem Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik, dem Jazz-Fachbereich der Hochschule für Künste, dem Verein 23 zur Förderung intermedialen Kulturaustausches e.V. / Künstlerhaus Güterbahnhof sowie der Lila Eule – getragen.
Mittwoch, 23. Mai 2018, 19 Uhr
Vortrag: „Eine brutale Gesellschaft provoziert eine brutale Musik“
Peter Brötzmanns Machine Gun als Politikum, Bremen im Frühjahr 1968, die Entstehung von Musikerlabels und die Konstituierung der gegenkulturellen westdeutschen Jazz- Avantgarde
Referent: Thomas Hartmann, Moderation: Jochen Bonz
Ort: Focke-Museum
anschließend werden Free Jazz-Schallplatten aufgelegt
Donnerstag, 24. Mai 2018, 20:30 Uhr
Film: Brötzmann
Regie: René Jeuckens, Thomas Mau and Grischa Windus Filmproduktion
Siegersbusch 2011, 77 Min.
Ort: City 46
Freitag, 25. Mai 2018, 18 Uhr
Ausstellung: Schallplattencover – Europas Neuer Jazz in den 1960er Jahren
Ort: Hochschule für Künste, Dechanatstraße
Freitag, 25. Mai 2018, 20 Uhr
Vortrag: 1968 – Bremen – Brötzmann
Eine Reflektion über das ungewollt Revolutionäre eines Jazzalbums
Referent: Wolfram Knauer (Jazzinstitut Darmstadt), Moderation: Thomas Hartmann
Ort: Hochschule für Künste, Dechanatstraße
anschließend werden Free Jazz-Schallplatten aufgelegt
Samstag, 26. Mai 2018, 19 Uhr
Konzert: Brötzmann / Schlippenbach / Bennink
Peter Brötzmann: reeds
Alexander von Schlippenbach: piano
Han Bennink: drums
Ort: Lila Eule
Tickets 23 EUR + Vvk-Gebühr: Nordwest Ticket , Eventim oder Eventim Light, Hardtickets: Lila Eule, Vvk-Stellen von Nordwest Ticket und in Kürze bei Ear und Hot Shots
Sonntag, 27. Mai 2018, 18 Uhr
Film: Brötzmann
Regie: René Jeuckens, Thomas Mau and Grischa Windus Filmproduktion Siegersbusch 2011, 77 Min.
Ort: City 46
Lila Eule
Bernhardstr. 10–11
28203 Bremen
Tel.: ++49(0)421–7940664 E-Mail: info@lilaeule.de
Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik gGmbH
Dechanatstraße 13-15
D-28195 Bremen
Tel: ++49(0)421–95 95 17 00
Fax: ++49(0)421–95 95 27 00
CITY 46 / Kommunalkino Bremen e.V.
Breitenweg 41
28195 Bremen
Tel.: ++49(0)421–449 635–85
E-Mail: info@city46.de
Focke Museum
Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Stiftung des öffentlichen Rechts
Schwachhauser Heerstr. 240
28213 Bremen
Tel.: ++49(0)421–699 600–0
Fax: ++49(0)421–699 600–66
E-Mail: post@focke-museum.de
Hochschule für Künste Bremen
Fachbereich Musik
Dechanatstraße 13–15
28195 Bremen
Tel.: ++49(0)421–95 95 14 00
Fax: ++49(0)421–95 95 24 00
Die Veranstaltungsreihe wird kuratiert und realisiert von Thomas Hartmann / Verein 23 zur Förderung intermedialen Kulturaustausches e.V.
Künstlerhaus Güterbahnhof
Beim Handelsmuseum 9
28195 Bremen
Tel.: ++49(0)421–168 990 92
E-Mail: thomas.hartmann@ga-art.de
Kooperationspartner: Focke-Museum, City 46 / Kommunalkino Bremen e.V., Klaus- Kuhnke-Archiv für Populäre Musik gGmbH, Hochschule für Künste und die Lila Eule
gefördert vom Senator für Kultur Bremen, der Waldemar Koch Stiftung, den Beiräten Mitte und Östliche Vorstadt und der NORD/LB
Foto: Gérard Rouy
Webrealisierung: Gustavo Méndez
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